oida
- Veresa Eybl
- vor 4 Tagen
- 2 Min. Lesezeit

Interjektion / Universalwort / emotionale Großmacht:
Ursprünglich „Alter“; heute: alles, was man fühlen kann, in einem Wort.
Bedeutung von oida auf Wienerisch
„Oida“ ist wie das kleine Schwarze oder das Schweizer Taschenmesser der Wiener Sprache: Es passt einfach in allen Lebenslagen. Oida ist so viel mehr als nur ein Wort, es ist ein Lebensgefühl. Je nach Bedarf ersetzt das beliebteste Füllwort der Wiener elegant so sperrige Floskeln wie “Stell dir vor,...”, “Oh mein Gott,...”, “He du...”, “Großartig!” oder “Was soll das?”; und noch vieles mehr. Ein geflüstertes „oida…“ kann Mitleid ausdrücken, ein gebrülltes „OIDAAA!“ pure Euphorie oder blanke Wut. Manchmal ist es ein Ausruf des Erstaunens, manchmal ein Klagelied, manchmal die Antwort auf die Frage nach dem Sinn - je nach Betonung und Lebenslage. Ein Paradebeispiel für pragmatische Polyfunktionalität in der Alltagssprache.
Woher kommt das Wort oida?
Als Dialektversion des hochdeutschen “Alter“ hat das Wort “oida” in Wien eine semantische Explosion durchgemacht und sich zum emotionalen Joker gemausert. Es dient nicht mehr (nur) der Altersbezeichnung, sondern als emotionaler Verstärker, Gesprächseinstieg oder Stoßgebet. Oida als Diskursmarker (also eben nicht in der Bedeutung “alter Mensch”) hat sich vermutlich zunächst als Ansprache (aber damals noch nach Genus differenziert = „heast Oide/Oida“) in den 70er und 80er Jahren unter Wiener Jugendlichen etabliert [1] .Ursprünglich als (eigentlich abschätzige) Bezeichnung für Respektspersonen (Vater, Ehemann, Chef bzw. Mutter, Ehefrau, Chefin etc.) verwendet, ist es nun das Wort für alles, wenn man grad nicht weiß, was man sagen soll.
Linguistisches Extra
Im Gegensatz zum ubiquitären oida ist die explizit weibliche “oide” aus dem täglichen Sprachgebrauch weitgehend verschwunden - und wenn doch, dann ist es meist tatsächlich despektierlich gemeint (was ja nun wirklich nichts neues wäre - über Frauenbilder und deren meist wenig schmeichelhafte Bezeichnungen im Wienerischen ließe sich an anderer Stelle noch sehr viel schreiben). Doch apropos despektierlich, auch das generische oida hat seine Tücken: Uneinigkeiten über die diskursive Bedeutung des Ausrufes “oida!” haben es schon zu unrühmlicher Bekanntheit[2] und bis vors Gericht[3] gebracht, sodass die geneigte Leserschaft hiermit aufgerufen wird, bei der allzu undifferenzierten Anwendung dieses dialektalen Universaltools gewisse Vorsicht[4] walten zu lassen.
Fazit: Die Kunst besteht darin, „oida“ mit exakt der richtigen Mischung aus Schmäh, Grant, Tragik und Melancholie zu dosieren, sodass das Gegenüber weiß, wie’s gemeint ist.

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